Anschaffung einer Gans

[Frank Gerber]

Werte Herrschaften,

ich weiß nicht, wie ich zu diesem Irrtum kam.
Ich stehe tief in Ihrer Schuld, ab sofort werde ich mein Gewehr immer bereit halten, sobald ich eine Gans sehe.
Hier noch ein Beweis, der meine Aussage widerlegt.

Gänse ab sofort fürchtend,
Frank Gerber

[Dr Karl Savitius]

Werter Herr Berger,
wie setzen sich die Gänse denn gegen die Hunde durch?
Immerhin haben Hunde Zähne und Gänse keine.
Sind die Gänse gerissener?
Interessiert,
Dr. Karl Savitius

[Kreuzritter]

Werter Herr Savitius,

es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Gänse keine Zähne haben. Vermutlich traut sich niemand, einer Gans in den Schnabel zu sehen, da diese ein aggressives Verhalten zeigt, sobald man zu nahe an sie herantritt. Wer sich auch nur Gänse im Töftemarkt kauft, sieht nie einen Gänsekopf aus der Nähe und somit auch nicht die Zähne.
Eine Gans hat noch mehr Vorteile gegenüber einem Hund. Der lange Hals der Vögel kann schnell nach vorne rucken, ähnlich wie bei einer Schlange, während ein Hund vergleichsweise behäbig ist. Zusätzlich sind sie viel aggressiver und bösartiger als Hunde.
Wie sie den Hund letztendlich tötet, ist von Gans zu Gans unterschiedlich. Manche picken den Hunden die Auge aus, was für den Hund bedeutet, dass er sich nicht mehr wehren kann. Ich hörte aber auch schon von einer Gans, die sich in der Kehle des Gegners verbiss und diese mit einem Ruck heraus riss.

Erklärend,
Ihr Kreuzritter

[Martin Berger]

Herr Dr. Savitius,

bitte vergessen Sie nicht, daß eine Gans einen todbringenden Schnabel hat. Die Taktik ist jedesmal dieselbe: Zuerst attackiert die Kampfgans die Augen der Hunde, sodaß diese sehgeschwächt werden bzw. gänzlich erblinden. Was danach folgt ist ein blutiges Gemetzel, dessen Einzelheiten ich Ihnen und dieser werten Gemeinde ersparen möchte. Meister Wong hat viele dieser Kämpfe mit seiner knorken VHS-Videokamera aufgezeichnet und mit dem Verkauf der Filme ein Vermögen verdient. Sollten Sie Interesse daran haben und zudem die Möglichkeit bestehen die VHS-Filme auf den Heimrechner zu übertragen, dann kann ich Ihnen, freilich nicht ganz kostenlos, einen Film per E-Brief zusenden.

Auf dem Weg zu anderen Bestien,
Martin Berger

[Gerard von Loyola]

Werter Herr Dr. Savitius,

obwohl Ihnen nun wohl ausreichend Informationen über die Gefährlichkeit der Haus- und Wildgänse übermittelt wurden, möchte ich noch auf die außerordentliche Robustheit der zwar kleinen, aber zahlreichen Gänsezähne hinweisen.
Gerne verwende ich die Zahnseite von Gansober- oder Unterschnabel, um den Marmorecken des
Grabsteines meines verehrten Großvaters Baldur eine gefällige abgerundete Form zu geben.

Handwerkerisch beratend

Gerard von Loyola

[Dr Karl Savitius]

Werte Herren,
ich danke Ihnen vielmals für diese schnellen Antworten. Ich Gedenke nun auch mir Gänse anzuschaffen. Wie der Zufall es will streunen nämlich derzeit schwarze Hunde über meinen Hof.
Dankbar,
Dr. Karl Savitius

[Hans Erich Vettel]

Werte Herren,

Ihre Meinungen bezüglich dieser knorken Geflügelart kann ich nur bestätigen.

Mein Nachbar, der werte Bauer Herr Gellermann benutzt erfolgreich Gänse um seine Schafherde zu schützen. Wie mittlerweile bekannt ist, wird der böse Wolf in Deutschland wieder heimisch. Dieses bösartige Wesen bedrohte mit seiner Herde den Schafbestand von Nachbar Gellermann. Bauer Gellermann erkannte schon früh das aggressive und gefährliche Potenzial der unscheinbaren Gänse und trainierte diese zu wahrlichen Wolfstötern. Seitdem ist kein einziges Schaf mehr dem bösen Wolf zum Opfer gefallen. Dahingegen musste die Wolfherde allerdings einige Verluste hinnehmen, bei dem Versuch ein Schaf zu reißen.

Wie Sie sehen, kann man Gänse auch sehr gut als Wache seiner Länderreien einsetzen.

Die knorken Gänse vom Nachbarn beobachtend

Hans Erich Vettel