die Zweite Republik feierte am heut'gen Tage ihren 70. Jahrestag. Neben der alljährlichen Kranzniederlegung am Staatsgründungsdenkmal und dem Festakt in der Wiener Hofburg überschütteten sich die oberen 10.000 auch dieses Jahr wieder gegenseitig mit geheucheltem Lob und anbiedernden Freundschaftsbekundungen. Sie werden sicher verstehen, dass ich als alteingesessener Monarchist eine gewisse Abneigung gegen republikanische Staatsformen hege, ist der Pöbel in der Regel doch nicht einmal in der Lage sich selbst zu regieren, ohne alle 100 Jahre einen vernichtenden Krieg vom Zaun zu brechen.
Erstmals war in diesem Jahr auch der deutsche Bundespräsident, Joachim Gauck, eingeladen, um an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Dieser salbadernde und ekelig schwätzende Pfaffe ist wohl die perfekte Ergänzung seines österreichischen Amtskollegen, dem rückratlosen, vor Opportunismus triefenden Dummschwätzer Fischer. Auch in diesem Jahr wurde die Opferrolle Österreichs im letzten Weltkrieg hervorgehoben, das Eingeständnis einer Mittäterschaft nur in einem Halbsatz eingeräumt - aber dann dennoch die Verantwortung irgendwie wieder abgestritten. Betrachtet man jene Gestalten, welche die Geschicke Europas heutzutage lenken, wünscht sich nicht selten einer dass der Kaiser wieder das Ruder übernimmt.

Der Phrasendrescher und der Pharisäer
Während der eine von der SED verfolgt wurde, hat der andere noch an die Segnungen des realen Sozialismus geglaubt als die Berliner schon die Steine aus der Mauer geschlagen haben. Und als der andere für die Aufarbeitung der Verbrechen des Dollfußregimes eintrat, lobte der andere die Rolle jenes Regimes im Kampf gegen den Nationalsozialismus. Ideologisch gänzlich gegensätzlich gaben sich die beiden Herren dennoch die Ehre die Feierlichkeiten gemeinsam zu begehen. Die trennende Ideologie scheint dem Pragmatismus gewichen zu sein - oder zumindest der Vergänglichkeit zweier seniler alter Männer. Anstelle der Umsetzbarkeit des Realsozialismus wurde über den neuen Blasenkatheter und statt der Rolle des Dollfußregimes darüber gesprochen, was die Staatsoberhäupter zur Mittagszeit beim Heurigen zu speisen wünschen.
Wahrlich man kann die Weisheit dieser Herren förmlich riechen. Man vernimmt den Geruch von Urin, alter, brüchiger Knochen und Kernseife - so riecht die Weisheit des Alters, welche der Ideologie und dem feurigen Tatendrang der Jugend gewichen ist.
An solch einem Jahrestag fühlt man sich einmal mehr von der republikanischen Idee abgestoßen. Um wie viel besser wäre die Welt mit einem Wilhelm II. anstelle eines Gauck und einem Franz Joseph I. anstelle eines Fischer. Der Wunsch nach den alten Grenzen geht ebenso damit einher - früher, als die Welt noch in Ordnung war.

In Nostalgie schwelgend,
Pater Aloisius
