die Manifestation des Unsäglichen nahm innerhalb der kurzen Existenzspanne Gottes schöner Erdscheibe diverse Formen der Verführung, ja der finsteren Augenweide an.
Einige zu nennen, wäre zu viel für unschuldige Ohren.
Andere fangen die Geister derer, die ungefestigt den Gefahren des Alltags ausgesetzt sind, ein. Ich spreche von der vielleicht geringsten Fratze des Satans, die trotz dessen einen seiner wirksamsten Kescher mimt. Gemeint ist nichts anderes als
Meine Vergangenheit ward selbst heimgesucht von jener süßen Versuchung und nicht wenige Kinder sah ich, die dem dunklen Gold Seel und Wohl hergaben. Gute Freunde und treue Wegkumpanen verlor ich und sah zu, wie sie den mit Nuss und Karamell gepflasterten Geländerlosen Tunnel zur Hölle beschritten.
Oh, ihr Glorreichen, helfet den verlorenen Kindern, denn Jesu Liebe ist unendlich.
Ausschweifende Untersuchungen und die Kraft von stärkenden Krautrouladen waren notwendig, um mich meinem Ziele näher zubringen: Der Kampf gegen den Konsum von Schokolade, wuschhhhh, dahhh, dahhhh.
Des Nachts im Gebüsche hockend, die dunkle Kapuze über das engelsgleiche Gesicht gezogen, behielt ich die Lieferanteneingänge der Großhandelsläden im Augen. Observiert und gepriesen. Da kamen sie, die finst'ren Wagen, rot lackiert, wie lodernd Flammen zischten sie nahezu lautlos über den Asphalt. Doch meinen feinen Augen mochten sie nicht entgehen, nein, nein, nein.
Lieferten Kisten ab. Kisten bis zum Platzen gefüllt mit jenem Teufelswerk, was da genannt wird Schokolade.
Ein Scheitern stand nicht zur Option, so träufelte ich mir zwei Schlücke Weihwasser auf die Zunge und spürte alsdann neue Kräfte erweckt. Wie vom Blitz gestochen sprintete ich den vom Nebel verschluckten Lastwagen hinterher.
Vier angespannte Stunden lang pirschte ich durch die Dunkelheit. Den Überbringern von Beelzebubs Präsenten mit sicherem Abstand auf den Fersen.
Es dämmerte noch lange nicht, da taten sich die gezackten Pforten unseres Zieles auf.
Angedickten Schwefel sah ich sie aus den blasphemisch hohen Schornsteinen pumpen. Dumpfes Gelächter drang von jenseits der dicken Mauern hinaus in meine Ohren.
Grausig, töricht, verdammt sollen sie sein.
Die wackelige Brücke über dem Lavaschlund überquerend, schlich ich mich an den einfahrenden Lastern vorbei in die Hallen der Schokoladenfabrik.
Wie einst der heilige Martin den Mantel in zwei teilte, erklomm ich Leitern und durchschwamm Abflussrohre voll verwesender Abfälle. Das Herz der Anlage präsentierte sich in nahezu apokalyptischer Schurkigkeit. Möchte nicht berichten, was ich dort sah im Gewölbe, nein, nein, nein. Möchte nicht daran denken, ei, ei, ei.
Meiner göttlichen Mission gewahr werdend kippte ich mein mitgeführtes Weihwasser in den brodelnden Kessel, der die Grundstoffe aller herzustellenden Schokolade beinhaltet.
So leise wie ich reinkam, verschwand ich auch wieder und verschmolz im düsteren Walde vor der Anlage mit den Schatten.
Ich bete dafür, daß dies ein Schritt war, der vielleicht nicht die Schokolade für immer bereinigen wird, aber dennoch die Erinnerung an einen Kampf sät, den ein guter Christ nicht aufgeben sollte: Der Kampf gegen die Schokolade, wuhhhh, duhhhh, Hurra, Hurra.
Denn Ich werde immer zur Stelle sein. Auch wenn man nicht nach mir verlangt. Ich werde wachen und im Stillen weiterkämpfen.
Denn ich bin ein stiller Wächter; ein wachsamer Beschützer; ein strahlender Ritter.
Auf einem Wasserspeier hockend über die Stadt blickend,
Rotzbengel Rüdiger
