Mein Neffe bereitet mir Sorgen

[Beleidigte_Katze]

Werte Gemeinde,

vor genau einer Woche hat der HERR meine Schwester nach langer Krankheit zu sich geholt. Seitdem ist ihr Sohn in meiner Obhut und er ist nicht mehr derselbe. Von einem fröhlichen und stets guterzogenen Kind hat er sich zu einem depressiven Etwas entwickelt. Sicher, er studiert jeden Abend die Bibel und unlöbliche Lümmel kann er nicht sehen, der Hof Sewering ist in wunderbar weiter Entfernung zu den drei nächsten Ortschaften. Aber ich möchte, dass er wieder glücklich wird und deswegen brauchen ich und mein Mann Ihre Hilfe dringendst, bevor er noch anfängt, sich Klebstoff zu spritzen oder sonst was!

Weinend,
die beleidigte Katze

[Sören Korschio]

Frl. Katze!

Weiß Ihr Neffe etwa nicht, dass der HERR mit der Himmelfahrt seiner Mutter etwas Gutes bewirkt hat? Sicherlich, für uns Menschen ist es unergründlich, doch war es ein Akt seiner unendlichen Liebe, als er die Frau in den Tod riss. Ihr Sohn vertraut dem HERRn scheinbar nicht vollkommen - da hilft nun auch das Bibelstudium nichts mehr. Verweisen Sie den Rotzbengel in ein Kloster - dies möglichst bald - da ihn ansonsten sein Pfad direkt in die Hölle führen wird.

Mit dem besten christlichen Rat,
Ihr Sören Korschio

[Christian Mayer]

Werte Frau Katze,

wie sie schon richtig bemerkt haben ist der Junge etwas niedergeschlagen. Er wird sich höchst wahrscheinlich fragen weshalb seine Mutter schon jetzt gehen musste.
Sie könnten ihm erklären, dass wir alle nur eine Zeit hier sind. Und niemand weiß wie lange. Und wir nach Ablauf dieser Zeit eben in eine andere Welt mitgenommen werden, wo wir hoffen, uns später wieder zu treffen. Da es ganz natürlich ist, dass er seine Mutter vermisst könnten Sie noch hinzufügen, dass seine Mutter in seinem Herzen weiter lebt, weil er sie lieb hat und solange er kann auch immer zu ihr sprechen, wenn es ihm einmal schlecht gehen sollte oder er etwas sehr schönes erlebt hat. Es ist schwierig ein Kind in einer solchen Situation aufzuheitern doch es ist nicht unmöglich.

Viel Glück,

Christian Mayer

[Beleidigte_Katze]

Werter Herr Korschio,

mein Neffe hat mich gebeten, ihn in ein Kloster zu bringen, dem werde ich natürlich nachkommen.

Werter Herr Mayer,

ich habe Ihren Ratschlag befolgt und damit das erste Lächeln des Jungen seit Langem bewirkt!

Dankend,
die beleidigte Katze